Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Gesellschaftliches Leben

The Sarcastialist: Der Scheiß der Mode

Die Twitterer von "The Sarcastialist" wissen mit Montage umzugehen.

Gekonnt twittern

Schon der Dramatiker Bertolt Brecht wusste, wie sich die Kunst der Montage nutzen lässt, um öffentlich Kritik an der Gesellschaft und der Politik zu äußern. In seiner "Kriegsfibel" setzte er Text und Bild geschickt in einem Buch zusammen, so dass die Leser auf etwas aufmerksam wurden, was sie sonst übersehen würden.

Die "Kriegsfibel" ist natürlich nicht vergleichbar mit gekonnten Twitter-Beiträgen, da sie in einem bestimmten politischen Kontext steht. Unser Beispiel hier kommt aus der Mode. Klingt erstmal im Vergleich zu Politik etwas banal. Allerdings scheint Banalität unseren Alltag in Zeiten von Pokémon Go und Co. immer mehr zu beherrschen, so dass ein Modeeintrag durchaus erwähnenswert sein kann.

Sicherlich ist Mode eine eigene Kunstform und sie kann ebenso gesellschaftskritisch sein, wie eine Karikatur, wenn sie richtig inszeniert wird. Allerdings passiert das nur sehr selten. Oder hat schon mal jemand eine selbstreflexive Modenschau zum Thema "Arbeitsbedingungen in der Modeindustrie" gesehen?    

Dahinter sehen

Das Kritisieren der Mode übernehmen andere für die Industrie. Auf Twitter hat "The Sarcastialist" ironisch die Stilmittel aufgegriffen, die Brecht bereits in seiner "Kriegsfibel" verwendet hat. Bild und Bildunterschrift sind so zusammengefügt, dass sie ein ironisches Statement ergeben. Sie richten sich vor allem an die zum Teil absurde Kleidung der Models oder ihre straken künstlichen Posen.

In einer Überschrift heißt es beispielsweise: "Ich bin hier richtig gelangweilt. Hab‘ mein Telefon verloren, so dass ich jetzt den Argos Katalog lesen muss." Hierzu ein kleiner Hinweis: Der Argos Katalog ist voll mit Bildern von Alltagsschnickschnack.  

Die Leute, die hinter "The Sarcastialist" stecken, haben es wohl geschafft aus der Höhle auszubrechen, die Platon in seinem Gleichnis beschreibt. Sie haben mit Witz die Dinge beleuchtet, die die Schatten in unserer Gesellschaft werfen und erkannt, was für eine Banalität hinter den Inszenierungsstrategien der Modefotografie steckt.