Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt

Facebook als Richter

Das Netzwerk muss künftig selbst über Hasskommentare urteilen

Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt

So richtig schmeckt Facebook das neue Gesetz nicht. Mit dem sogenannten Netzdurchsuchungsgesetz werden Facebook und Co. ab dem 1. Januar verpflichtet rechtswidrige Hass- und Hetzkommentare zu finden und auch zu löschen. Bisher waren dafür die Gerichte zuständig. Aber Facebook hat noch mehr Probleme.
 
Das neue Gesetzt kostet Facebook richtig viel Geld und auch richtig viel Zeit. Im Kern liegt eine ganz elementare Grundsatzfrage: Sind Facebook und andere Social Media Anbieter reine Technologieunternehmen, weil sie im Gegensatz zu Medienunternehmen keine eigenen Inhalte produzieren? Facebook beantwortet diese Frage selbst ganz klar mit ja. Ja, wir sind ein reines Technologieunternehmen und würden es deshalb gerne den Gerichten überlassen, zu entscheiden, wann ein Post rechtswidrig ist oder nicht. Daneben würde das Netzwerk gerne komplett auf Selbstregulierung und Freiwilligkeit setzen. Doch der Gesetzgeber sieht das anders und droht mit hohen Geldbußen, wenn es weiter Hasskommentare und Hetze geben sollte.
 
Kritiker sehen Meinungsfreiheit bedroht
 
Facebook muss also zähneknirschend folgen und…Personal einstellen. Schon jetzt arbeiten allein in Deutschland 1200 Mitarbeiter an der Suche nach gesetzeswidrigen Inhalten, Tendenz stark steigend. Die Kollegen dürften ab dem 1. Januar noch mehr Arbeit bekommen, denn dann muss Facebook ein Formular online stellen, das Beschwerden sehr einfach machen wird. Es gibt aber massive Kritik an dem Gesetz. So befürchten einige, dass Facebook quasi in vorauseilendem Gehorsam Posts löschen lässt, die eventuell gar nicht gesetzeswidrig sind, immer auch aus Angst vor Strafzahlungen. Außerdem seien, so die Kritiker, Manipulationen möglich, indem gezielt und gesteuert auf bestimmte Posts aufmerksam gemacht wird, damit diese von Facebook gelöscht werden.
 
Facebook wird also Richter wider Willen und soll so die Onlinewelt ein Stückchen besser machen. Obs funktioniert? Wir bleiben dran!
 
Facebook macht schlechte Laune
 
Auch dieses Thema wird Facebook in 2018 beschäftigen. Die eigene Forschungsabteilung warnt davor, dass einem das bloße Konsumieren von Facebook-Inhalten die Laune verderben kann. Eine aktive Teilnahme im sozialen Netzwerk könne dem entgegenwirken. Facebook gibt zu, dass die zunehmende Nutzung sozialer Medien die Gefahr mit sich bringe, seelische Störungen bis hin zu Depressionen zu erleiden. Das Problem bestehe unter anderem darin, dass die Inhalte oftmals rein passiv konsumiert würden. Facebook appelliert daher an seine User, sich aktiver zu beteiligen. Eine eigene Studie habe ergeben, dass es Facebook-Anwendern besser gehe, wenn sie mehr Nachrichten untereinander austauschten. Es genüge allerdings nicht, einfach nur das Daumen-hoch-Symbol anzuklicken oder Herzchen zu verteilen. Für mehr Kontrolle über den eigenen Nachrichtenstrom will Facebook im Laufe der kommenden Woche Snooze anbieten, ein Werkzeug zum vorübergehenden Ausblenden nerviger Posts.

Kampf dem Baiting

Manche Facebook-Seiten versuchen über Interaktionen wie Abstimmungen Reichweite zu generieren. Für die Nutzer sind diese Beiträge eher nervig. Facebook will künftig Seiten bestrafen, die auf diese Weise Klicks machen wollen. Bekannte Arten sind Abstimmungen, bei denen die Fans ihre Meinung mit Bewertungs-Emojis zeigen können. Andere Beiträge rufen zum Liken auf, wenn der Leser eine bestimmte Voraussetzung erfüllt ("Like dies, wenn du XYZ bist"). Hintergrund ist das Ausnutzen des Facebook-Algorithmus: Durch verstärkte Interaktion erreichen die Beiträge eine größere Reichweite. Dadurch steigern sich Interaktion und Reichweite weiter. Gleichzeitig will Facebook Seitenbetreiber bestrafen, die systematisch und wiederholt Engagement-Bait-Beiträge verwenden. Deren Seiten sollen ebenfalls grundsätzlich herabgestuft werden.