Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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"Neuanfang für den deutschen Musikpreis"

Nach Skandal: BVMI kündigt das Ende der "ECHO"-Preisverleihung an

Der Bundesverband Musikindrustrie (BVMI) kündigte heute überraschenderweise das Ende des "ECHO"-Awards an. Man wolle keineswegs als Musikpreis wahrgenommen werden, der eine Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung und Homophobie darstellt, heißt es in der Pressemitteilung des BVMI.

Der Bundesverband Musikindrustrie (BVMI) kündigte heute überraschenderweise das Ende des "ECHO"-Awards an. Man wolle keineswegs als Musikpreis wahrgenommen werden, der eine Plattform für Antisemitismus​, Frauenverachtung und Homophobie darstellt, heißt es in der Pressemitteilung des BVMI. 

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Skandal läutet Ende ein 

"Den 'ECHO' wird es nicht mehr geben. Das hat der Vorstand des Bundesverbandes Musikindustrie gestern in einer außerordentlichen Sitzung in Berlin beschlossen", heißt es in der offiziellen Pressemitteilung, die der Bundesverband Musikindustrie vor wenigen Stunden herausgegeben hat. Seit 1992 wurde der Award jährlich durch das Kulturinstitut des BVMIs an nationale und internationale Künstler aus dem Musikgenre verliehen - bis es am 12. April 2018 zu einem Skandal kam, der etliche Preisträger dazu bewegte, nicht nur ihre Auszeichnungen zurückzugeben, sondern auch öffentlich Kritik an der Preisverleihung und ihren Initiatoren zu äußern. Grund hierfür war die Auszeichnung "Hip-Hop/Urban - National", die in diesem Jahr an Farid Bang und Kollegah übergeben wurde - und das, obwohl im Vorhinein darüber diskutiert wurde, ob man den beiden Künstlern, die wegen ihrer antisemitischen Äußerungen in aller Munde waren, den Preis überhaupt verleihen dürfe.

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"Kein Musikpreis für Antisemitismus" 

Der Gegenwind, der den Verantwortlichen entgegen kam, dürfte nicht unerheblich gewesen sein, weswegen sich der Bundesverband Musikindustrie jetzt dazu entschlossen hat, den "ECHO" mit sofortiger Wirkung einzustampfen. "Man wolle keinesfalls, dass dieser Musikpreis als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen wird. Das um den diesjährigen 'ECHO' herum Geschehene, wofür der Vorstand sich entschuldigt habe, könne zwar nicht mehr rückgängig gemacht werden, man werde aber dafür sorgen, dass sich ein solcher Fehler in Zukunft nicht wiederhole", heißt es in der Pressemitteilung des BVMI weiter. Aufgrund des Image-Schadens, den die Veranstaltung davon getragen hat, sei es notwendig, einen "vollständigen Neuanfang" zu vollziehen. Der "ECHO", wie es ihn seit 26 Jahren gibt, ist Geschichte - jedoch wollen sich die Initiatoren im Juni in einem Workshop austauschen und besprechen, welche Möglichkeiten es gibt, einen neuen Preis für herausragende künstlerische Schöpfungen in der Musikbranche zu gestalten. Ebenso soll hier das Thema "künstlerische Freiheiten" besprochen werden - damit nie wieder solch ein Skandal einen Award sein Ansehen kostet.

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"BMG" kündigt Zusammenarbeit 

Kollegah und Farid Bang, die ihren Auszeichnung nicht zurückgeben wollten und ihre Text-Passagen als künstlerische Freiheit und keineswegs Antisemitisch ansehen, gehen dennoch nicht zu hundert Prozent als Gewinner aus der Geschichte hervor - erst vor wenigen Tagen kündigte ein Pressesprecher der Bertelsmann Music Group "BMG" an, dass man plane, aktuell keine weiteren LPs mit den beiden Musikern veröffentlichen zu wollen: "Wir hatten den Vertrag über ein Album. Jetzt lassen wir die Aktivitäten ruhen, um die Haltung beider Parteien zu besprechen. […] Meine Mitarbeiter und ich stehen mit den Künstlern in Kontakt und die distanzieren sich klar von jeder Form von Antisemitismus. Das tun wir auch", wird Vorstandschef Hartwig Masuch von der "faz" zitiert. Nur wenige Tage nach diesem Statement zieht die BMG jetzt die Reißleine - wie die deutsche Presseagentur vermeldet, hat das Bertelsmanns-Tochterunternehmen soeben die Zusammenarbeit mit Kollegah und Farid Bang gekündigt. 

BMG-Chef wegen Volksverhetzung angezeigt 
Doch damit nicht genug: Soeben meldet das Presseportal, dass nun auch das Unternehmen "BMG" in den Sog des Skandals hineingezogen wurde. Demnach ging am 24. April eine Anzeige wegen Volksverhetzung gegen "BMG"-Chef Hartwig Masuch ein - auch Kollegah und Farid Bang werden dessen beschuldigt. Laut Medienberichten ging die Anzeige bei der Kreispolizeibehörde Gütersloh ein. In einer Stellungnahme der Bertelsmann Music Group, die dem Pressportal vorliegt, heißt es: "BMG hält alle geäußerten Vorwürfe gegen Hartwig Masuch für unbegründet. BMG hat die Zusammenarbeit mit den Künstlern Kollegah und Farid Bang beendet. Bertelsmann distanziert sich von jeder Form von Antisemitismus und Diskriminierung".