Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Der moderne Keuschheitsgürtel?

"Safe Shorts": Slip mit Schloss und Alarmanlage soll Frauen vor Vergewaltigungen schützen

Diese reiß- und schnittfesten High-Tech-Shorts mit eingebautem Schloss und Sirene sollen sexuellen Missbrauch unmöglich machen. Die Verkaufszahlen florieren. Doch ist unsere Gesellschaft wirklich schon so weit gekommen, dass wir eine derartige Erfindung ernsthaft benötigen?

Diese reiß- und schnittfesten High-Tech-Shorts mit eingebautem Schloss und Sirene sollen sexuellen Missbrauch unmöglich machen. Die Verkaufszahlen florieren. Doch ist unsere Gesellschaft wirklich schon so weit gekommen, dass wir eine derartige Erfindung ernsthaft benötigen?

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Die Zahlen

Laut einer, im Jahr 2014 durchgeführten Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte sollen 35 Prozent aller Frauen in Deutschland seit ihrem 15. Lebensjahr bereits körperlicher oder sexueller Gewalt zum Opfer gefallen sein. Vergewaltigungen werden dabei allerdings nur in 16 Prozent der Fälle zu einer Anzeige gebracht. Obwohl 77 Prozent der sexuellen Straftaten von Personen ausgehen sollen, die die Opfer bereits kannten, haben viele Frauen Angst, alleine unterwegs zu sein – vor allem nachts.

Auch Sandra Seilz von der TECOS GmbH musste eine derartige traumatische Erfahrung durchleben. Der "Vice" erzählte sie von ihrem Schock-Erlebnis: Während einer gewöhnlichen Jogger-Runde wurde sie von drei Männern überrumpelt. "Einer versuchte, meine Hose herunterzuziehen, ein anderer packte mich, während der dritte versuchte, mich zu vergewaltigen", erklärte sie dem Magazin. Zu ihrem Glück kam in genau diesem Moment ein Mann mit seinem Hund vorbei. Das Tier rannte auf die Täter zu und verscheuchte sie. Schlimmeres konnte demnach verhindert werden, doch Seilzs Sicht auf das Thema veränderte sich deutlich. Die 42-Jährige setzte sich deshalb mit Designern zusammen, um eine Hose für Frauen zu entwickeln, die derartige Vergehen unmöglich machen soll. Die "Safe Shorts" waren geboren: ein wichtiger Schutz in der heutigen Welt oder die persönliche Reaktion auf ein Trauma?

"Safe Shorts"

Um Frauen vor sexueller Gewalt zu schützen, hat Sandra Seilz die wahrscheinlich erste Hose mit aktiver Alarmanlage entwickelt. Die "Safe Shorts" werden mit überkreuzten Schnüren im Schritt gesichert und können dadurch nicht durch Gewalt heruntergezogen werden. Sollte es jemand dennoch versuchen, sind die Schnüre mit einem Zahlenschloss verbunden, dass an einer Alarmanlage befestigt ist. Wird kräftig an den Shorts gezogen, heult das System mit 140 Dezibel los – dies entspricht laut "Hörex" der Lautstärke eines Rennwagens oder eines Pistolenschusses. Der Schritt wird, ähnlich wie bei einigen Sportarten, zusätzlich mit einem Protektor gesichert. Zudem sind die "Safe Shorts" absolut schnitt- und reißfest, sodass sie auch hartnäckige Straftäter nicht überwinden können. Das Ganze bietet Seilz zu einem stolzen Preis sowohl als enge Laufhose, als auch als kurze Shorts an. Obwohl ihre meisten Kunden aus Deutschland kommen, verzeichnet die Unternehmerin bereits Bestellungen aus 35 Ländern – die Nachfrage ist riesig. Doch ist das wirklich notwendig?

Brauchen wir das wirklich?

Auch wenn einige Deutsche dies als Folge der Flüchtlingswelle sehen könnten, bestreitet Seilz einen derartigen Zusammenhang im Interview mit der "Vice". "Vergewaltigungen waren bereits vor über 100 Jahren ein Problem und werden es auch in den nächsten Jahren bleiben", erklärte sie. Laut dem Magazin sollen einige aber auch die "Safe Shorts" kritisieren. Das Verhindern von Vergewaltigungen wäre demnach keine Aufgabe der Frauen. Sollte unsere Gesellschaft allerdings wirklich bereits so weit sein, dass Menschen Hosen mit Schloss und Alarmanlagen tragen müssen, um sich sicher zu fühlen, sind grundlegende Änderungen von Nöten. Dass die Verbreitung von noch mehr Angst und Hass hierfür der richtige Weg ist, wagen wir aber stark zu bezweifeln.