Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Wer soll sich das leisten können - und wollen?

München: 13 Quadratmeter-Zimmer ohne eigenes Bad für 214.500 Euro zum Verkauf angeboten

Der Irrsinn des Wohnungsmarktes erreicht seinen Zenit: Über ein Immobilienportal wird derzeit ein winziges Zimmer, ohne eigenes Bad oder sanitäre Anlagen zu einem Verkaufspreis von 214.500 Euro angeboten.

16.500 Euro pro Quadratmeter 

Ein 13 Quadratmeter-Zimmer war vielleicht zu Kinderzeiten oder als Notlösung in einer Studentenbude erträglich. Sobald man jedoch im Berufsleben steht, hoffen etliche, ihr Geld irgendwann in Eigentum investieren und sich so die Rente sichern zu können. Schaut man sich jedoch den aktuellen Mietspiegel einiger Großstädte an, wird dieser Wunsch für jeden Normalverdienenden wohl für immer nur ein Traum bleiben. Horrende Mieten, Wohnungsmangel und unzählige Bewerber gegen die man sich durchsetzen muss, sind per se schon hart genug. Wenn dann jedoch ein 13 Quadratmeter-Zimmer, das eher einer Gefängniszelle als einem wohnlichen zu Hause gleicht, ohne eigenes Bad für einen Verkaufspreis von 214.500 Euro angeboten wird, kann man nicht mehr von einem schwierigen Wohnungsmarkt sprechen - denn dieses "Immobilienscout24.de"-Angebot, das derzeit im Netz kursiert ist dank des 16.500 Euro teuren Quadratmeters an Dreistigkeit nicht mehr zu übertreffen. Zum Vergleich: Der Mietspiegel für München 2017 weist eine durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter von 11,23 Euro auf. 2015 lag die durchschnittliche Nettokaltmiete in der bayrischen Hauptstadt noch bei 10,73 Euro. 

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Sharing is Caring 

In der Anzeige, die von einem Münchner Immobilienbüro in Auftrag gegeben wurde, heißt es wortwörtlich, "die schnuckelige Einheit, bestehend aus einem Zimmer mit ca. 13 m², dem gemeinsam genutzten Flur und dem Badezimmer (ebenso ca. 13m²), liegt genau dort, wo man zentral und doch ruhig wohnen möchte". Dass es sich bei der "schnuckeligen Einheit" am Artur-Kutscher-Platz im Stadtteil Schwabing um ein spärlich eingerichtetes Zimmerchen handelt, ist nicht weiter tragisch - denn "ein weiteres Zimmer nebenan mit gleicher Größe kann optional dazugekauft werden". Kostet dies genauso viel wie das ursprünglich angebotene Räumchen, zahlt man somit schlappe 429.000 Euro für 26 Quadratmeter - wohlbemerkt muss man sich die sanitären Einrichtungen  - dabei handelt es sich um eine Toilette sowie eine Badewanne - mit unzähligen weiteren Bewohnern des Wohnkomplexes teilen. Immerhin bekommt man für diesen Preis eine eigene Pantry-Küche - also ein winziges Kochfeld mit integriertem Kühlschrank. 

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Kein Ende des Mietbooms in Sicht 

Gegenüber der Bild-Zeitung gibt der Münchner Anwalt Rudolf Stürzer, Vorsitzender des Münchner Hausbesitzervereins "Haus + Grund", seine Einschätzung ab und rät jedem Interessenten, die Finger von solchen Angeboten zu lassen. "Man erwirbt lediglich einen Miteigentumsanteil an der Wohnung. Das ist kein rechtliches Eigentum, weil ein Zimmer ohne Bad kein eigenes Grundbuchblatt kriegt", so Stützer im Interview mit der Bild-Zeitung. Doch nicht nur in München, auch in anderen begehrten Groß- oder Universitätsstädten hält sich der Immobilien-Boom bereits seit über zehn Jahren - einen Stopp des Mietspiegelanstiegs sehen Experten für die Zukunft nicht.

Mehr Wohnraum nötig 
Der Traum vom Eigenheim scheint für Generationen in weite Ferne zu rücken. In Deutschland mangelt es an freier Wohnfläche, das wiederum treibt die Mieten nach oben - Angebot und Nachfrage regulieren den Preis. Laut einer Studie, die das Verbändebündniss "Wohnungsbau der Bau- und Immobilienbranche" in Auftrag gab, kann sich eine Familie mit einem Netto-Einkommen von 2.168 Euro in den Städten Düsseldorf, Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart keinen Wohnraum leisten, der 70 Quadratmeter übersteigt. Um die Mieten in diesen Städten wieder auf ein gesundes Level bringen zu können, müssten laut Barbara Hendricks, ihres Zeichens Bundesbauministerin und SPD-Parteimitglied, jährlich etwa 350.000 neue Wohnung erbaut werden - 2016 belief sich die Zahl jedoch auf lediglich 280.000.