Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Die Zahl steigt stetig an

73 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland sind zu jeder Zeit für den Chef erreichbar

Die Feiertage, der Urlaub oder auch das Wochenende sind eigentlich dazu da, auszuspannen und abzuschalten. Nicht für 73 Prozent der Deutschen, die sogar während der Weihnachtsfeiertage und zwischen den Jahren für ihre Vorgesetzten erreichbar sein müssen.

Keine Zeit zum Abschalten 

Angestellte haben es oftmals nicht leicht. Hat man sich im Berufsleben gegen die Ellenbogenpolitik manches Kollegen durchgesetzt und sich ein Standing erarbeitet, heißt es dies zu halten und den Chef stets mit Leistung zu überzeugen: Schließlich steht auch irgendwann die nächste Gehaltsverhandlung an. Die Devise lautet: Rund um die Uhr erreichbar sein und sich unentbehrlich machen. 73 Prozent aller Deutschen, die in einem Angestelltenverhältnis stehen, tun genau das! Sie schalten ihre Handys oder den PC nicht mal während der wohlverdienten gesetzlichen Feiertage wie Weihnachten aus. Auch an den Wochenenden oder im Urlaub sind sie für die Belange ihres Vorgesetzten erreichbar. Warum tun sie das? Wer nach Feierabend, im Urlaub, an Wochenenden oder gesetzlichen Feiertagen erreichbar ist, erhält nicht etwa mehr Geld oder einen Ausgleich für die geleisteten Überstunden - im Gegenteil: Diese Zeit fällt in die sogenannte Mehrarbeit und die ist meist vertraglich abgegolten. 

Mehrarbeit: Ja oder Nein? 
Dabei muss niemand nach Feierabend oder im Urlaub erreichbar sein. Denn das Bundesurlaubsgesetzt schreibt vor, dass Mitarbeiter an freien Tagen gänzlich von ihrer Tätigkeit zu entbinden sind. Zwar versuchen immer mehr Firmen in Arbeitsverträgen eine Klausel unterzubringen, die besagt, dass der Arbeitnehmer auch während seiner Urlaubszeit erreichbar sein muss - doch keine Angst: Diese ist vor jedem Arbeitsgericht unzulässig, solange die freie Zeit nicht über die vereinbarten Urlaubstage herausreicht. Wer also 30 Tage Urlaub hat, aber aus irgendwelchen Gründen 32 Tage fehlt, muss an diesen zwei Tagen erreichbar sein, denn diese zählen wie Arbeitstage. Für die restlichen 30 Tage gilt jedoch: Keine Arbeit, sondern Entspannung. 

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Gründe 

Wer also an Weihnachten oder in seiner wohlverdienten Auszeit seine E-Mails beantwortet oder eine Aufgabe, die von oberster Stelle auferlegt wurde, erledigt, der tut dies in den meisten Fällen aus Angst um den eigenen Arbeitsplatz oder das Ansehen in dem Unternehmen. Immerhin geht es jedem dritten Arbeitnehmer in Deutschland so - Tag und Nacht erreichbar zu sein wird immer mehr zur Pflicht. Der Stresspegel, die Frustration und der fehlende Ausgleich sorgen dann früher oder später dafür, dass der Angestellte ausfallen oder sich nach einer neuen Stelle umschauen wird. Ist das im Sinne eines Unternehmens? Eine Studie, die von Bitkom (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.) in Auftrag gegeben und veröffentlicht wurde, ergab, dass 71 Prozent aller Arbeitgeber von ihrem Angestellten fordern, mindestens für den "Notfall" erreichbar zu sein. 

Kein Wunder steigt die Zahl derer, die dieser "Bitte" nachkommen stetig. 2016 gaben noch 65 Prozent aller Deutschen an, ihr Handy nie auszuschalten. Nur jeder vierte Angestellte versicherte hingegen während der Feiertage, dem Urlaub, nach Feierabend oder am Wochenende nicht erreichbar zu sein.