Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Ministerin fordert Geldbußen bis zu 5.000 Euro

​Frankreich: Härtere Strafen für sexuelle Belästigung auf der Straße

Die französische Ministerin für Gleichberechtigung Marléne Schiappa fordert höhere Geldstrafen für Männer, die Frauen hinterherpfeifen oder sexistische Kommentare zu ihrem Aussehen abgeben. Brauchen wir diese verschärften Gesetze auch in Deutschland?

"Catcalling"

Die jüngsten Ereignisse rund um den Hollywood-Mogul Harvey Weinstein haben die Debatte um sexuelle Übergriffe in Frankreich stark angeheizt. Präsident Emmanuel Macron erkannte ihm nach dem Bekanntwerden der zahlreichen Vergewaltigungsvorwürfe sogar die Ehrenmedaille "Légion D'Honneur" ab. Mit dieser Geste setzte der Politiker ein starkes Zeichen gegen derartige Delikte – seine Ministerin für Gleichstellung Marléne Schiappa wagt nun aber noch einen weiteren Schritt und sagt sogenannten "Catcallern" den Kampf an.

Kampf gegen sexuelle Belästigung

Marléne Schiappa stört sich an dem abfälligen Verhalten, unter dem Frauen seit Ewigkeiten leiden: sexuelle Belästigung auf der Straße. Neue Gesetze sollen diesen "Catcallern" künftig härtere Strafen bieten und somit potenzielle Opfer vor den zunehmenden Übergriffen schützen. "Das ist absolut notwendig, denn solche Vorfälle sind rechtlich momentan noch nicht definiert", erklärt Schiappa gegenüber dem britischen Fernsehsender "BBC". Laut der Nachrichtenseite "The Local" sollen sich bald fünf Parlamentsmitglieder mit der Polizei und lokalen Behörden zusammensetzen und einen Gesetzesentwurf ausarbeiten.

Das soll das neue Gesetz beinhalten

Auf die Frage nach einem Beispiel für Belästigung, beschreibt Schiappa gegenüber "BBC" ein Szenario, in welchem eine Frau auf der Straße verfolgt und wiederholt nach ihrer Nummer gefragt wird. Doch auch das Hinterherpfeiffen und penetrante "Anbaggern" soll als "Catcalling" zählen. Um solche Verhaltensweisen auch wirklich zu unterbinden, erachtet die Ministerin hohe Strafen als absolut notwendig. "20 Euro wären nur ein wenig demütigend – 5.000 Euro wären hingegen schon eher eine Abschreckung", erklärt die 34-Jährige.

Derartige Vergehen sollten laut Schiappa sofort vor Ort durch die Polizei bestraft werden – wie und ob das umsetzbar ist, muss aber noch in der Expertenrunde geklärt werden. Das Parlament soll dann laut der französischen "RTL"-Seite im Laufe des nächsten Jahres über das neue Gesetz abstimmen. In Deutschland ist sexuelle Belästigung per se dagegen nicht einmal strafbar - außer, sie geschieht am Arbeitsplatz. Bräuchten wir also auch höhere Strafen oder ist unsere jetzige Gesetzeslage vertretbar?