Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Suchttherapeutin spricht heikles Thema an

Expertin: Smartphones haben auf Kinder denselben Effekt wie Kokain

Laut der Suchttherapeutin Mandy Saligari können Smartphones ein sehr hohes Abhängigkeitsrisiko bergen und vor allem Kinder schwer belasten. Aber wie erklärt man dem Nachwuchs, welche Gefahren die sozialen Medien und das Internet bergen, ohne ihm Angst zu machen?

Laut der Suchttherapeutin Mandy Saligari können Smartphones ein sehr hohes Abhängigkeitsrisiko bergen und vor allem Kinder schwer belasten. Aber wie erklärt man dem Nachwuchs, welche Gefahren die sozialen Medien und das Internet bergen, ohne ihm Angst zu machen?

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Zeitalter der Digital Natives

Eltern kennen das Problem: Wann schenkt man seinem Kind das erste Smartphone? Zu früh sollte der Zeitpunkt nicht gewählt werden. Haben jedoch schon alle anderen Mitschüler ein Handy, so wird es immer schwerer, das Verbot zu rechtfertigen. Man will ja nicht, dass sein Sprössling ausgeschlossen wird. Außerdem können Smartphones Kindern in brenzlichen Situationen auch helfen und die Eltern stets auf dem laufenden halten. Wenn man dem Heranwachsenden das heißersehnte Gerät dann aber endlich kauft, steht man vor einem noch größeren Problem: Wie viel Nutzungszeit am Tag ist in Ordnung - und wie viel zu viel? Suchttherapeutin Mandy Saligari kennt diese Zwickmühle. Bei einer Konferenz Anfang Juni 2017 spricht Saligari daher über die Entwicklung junger Menschen und vergleicht die Nutzung eines Smartphones mit dem Konsum von Kokain. An der "Highgate Junior School" in Großbritannien äußert sich die Gründerin der "CHARTER"-Klinik über folgende Thematik: Viele Eltern von minderjährigen Patienten erkennen das Sucht- und Gefahrenpotenzial des kleinen Mobiltelefons zu spät. Diese finden ihre Kinder im Nachhinein mit massiven mentalen Problemen vor. 
 

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Zu viele Impressionen

Mobbing, sexuelle Belästigung, Abhängigkeit – und das alles über einen handlichen Bildschirm. In den letzten zehn Jahren habe die Abhängigkeit von Jugendlichen nach Smartphones stark zugenommen. "Ich sage zu den Leuten immer, wenn du Deinem Kind ein Tablet oder Smartphone gibst, dann gibst du ihm in Wirklichkeit eine Flasche Wein oder ein Gramm Kokain", erzählt die Suchttherapeutin. Der Grund: Kinder werden mit vielen Einflüssen gleichzeitig konfrontiert und seien damit oft überfordert. Derartigen Dingen zu wenig Achtung zu schenken, sieht Saligari als besonders große Problematik. Ein Teenager, der nicht genügend über die Risiken der virtuellen Welt aufgeklärt wird, könne schnell in eine Art Teufelskreis geraten. Viel Zeit am Bildschirm, viele negative Eindrücke – und das immer wieder. Das noch unerfahrene Kind könne mit so vielen verschiedenen schlechten Eindrücken nicht mehr zurecht kommen. Das kann in Essstörungen, Selbstverletzungen oder "Sexting" enden.
 

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Kinder versenden sexuelle Inhalte

"Sexting" – also das Chatten mit erotischem Content – gilt laut Mandy Saligari heutzutage selbst in jungen Jahren als völlig gewöhnlich. "Viele meiner Klientinnen sind 13- bis 14-jährige Mädchen, die 'Sexting' vollkommen normal finden", erzählt die Expertin. "Problematisch wird es für sie nur, wenn die Eltern davon erfahren". Um vorzubeugen, dass sie Nacktbilder an gegebenenfalls fremde Empfänger senden, sollte den jungen Frauen schon früh ein gesundes Selbstwertgefühl vermittelt werden. Nur dann können diese laut der Therapeutin Selbstachtung entwickeln und darauf verzichten, sich die Bestätigung von jungen Männern über das Display zu holen. Überhaupt solle man Jugendliche von Anfang an über die Schattenseiten des World Wide Webs aufklären.

Präventiver Lösungsweg
Während der Schulkonferenz spricht auch der beratende Psychiater des Nightingale Hospitals, Dr. Richard Graham, an der Seite von Saligari über dieses Anliegen. Zeit, die auf Instagram oder Snapchat  verbracht wird, soll laut den Experten so gewertet werden wie Drogen oder Alkohol. Wie schafft man es, eine ausgewogene Balance zwischen realer Welt und Smartphone-Zeit zu finden? Ein wichtiger Punkt sei laut den Ärzten, rechtzeitig mit den eigenen Kindern über dieses Thema zu sprechen und ihnen nicht direkt Vorschriften zu machen. Man solle den Heranwachsenden eher das Gefühl vermitteln, ihre Zeit selbst einteilen zu können. Die Freizeit sollte so reguliert werden, dass die Verweildauer am Touchscreen nicht die Überhand gewinnt. Was meint Ihr dazu? Ist dieser Ansatz realistisch, oder haben sich die Zeiten einfach geändert?