Eine Frau aus Taiwan ließ sich von ihrem Ehemann scheiden, weil er sechs Monate lang nicht ihre Nachrichten beantwortet hatte. Das reichte vor Gericht wohl aus - denn der Richter entschied, dass die beiden eine "nicht mehr zu rettenden Ehe" führten.
Etwa 1,2 Milliarden monatliche Nutzer kann der Messenger-Dienst "WhatsApp" vorweisen. Dazu gesellen sich unzählige weitere Nachrichten-Apps, wie Threema, der Facebook-Messenger und Telegram - die Liste ist lang. Vor einiger Zeit führten die meisten dieser Messenger ein sehr umstrittenes Feature ein: Die sogenannten "Blue Ticks" – zu Deutsch: "Blaue Häkchen", die einem anzeigen, ob der Empfänger die Nachricht auch wirklich gelesen hat. Die Funktion hatte allerdings den Nebeneffekt, dass Menschen, die andere gerne ignorierten, ziemlich schnell aufflogen. In Taiwan zeigte sich nun ein Extremfall dieses Sideeffects: Eine Frau, von der nur ihr Nachname (Lin) bekannt ist, konnte vor Gericht erfolgreich ihre Scheidung durchsetzen, weil Lins Ehemann ihr sechs Monate lang auf keine ihrer Nachrichten antwortete.
Der Messaging-Dienst "Line" besitzt über 400 Millionen registrierte User und gehört zu den beliebtesten Nachrichten-Apps der Welt. Auch Frau Lin und ihr Ehemann verwendeten den Messenger regelmäßig – allerdings auf ungleiche Weise. Während sie ihrem Mann regelmäßig Nachrichten schrieb, las er diese zwar immer, antwortete allerdings auf keine einzige. Selbst als Frau Lin ihm mitteilte, dass sie wegen eines Autounfalls im Krankenhaus liegen würde, erhielt sie von ihrem Mann keine Antwort zurück – er erschien daraufhin zwar persönlich im Hospital, was dem zuständigen Scheidungsrichter jedoch nicht ausreichte, um die von Lin gewünschte Scheidung nicht zu vollziehen. Laut dem britischen Sender "BBC" bezeichnete das Gericht die ignorierten Nachrichten als ausreichenden Scheidungsgrund. "Die Ehe des Paares ist irreparabel", erklärt der vorsitzende Richter Kao in einem Interview mit der "BBC". Die ignorierten "Line"-Nachrichten wären laut Kao aber erst die Spitze des Eisbergs gewesen. Demnach soll die angeheiratete Familie der Taiwanesin sie nicht gemocht und ihr sogar vorgeschrieben haben, wie lange sie warm duschen dürfe. Das Urteil wurde demnach zu Gunsten der ignorierten und unterdrückten Ehefrau gefällt. Ihr Noch-Ehemann wurde eingeräumt, Berufung gegen das Urteil einzulegen. Da er allerdings zu keiner der Anhörungen erschienen ist, tritt dieser Fall mit nichte ein. Im Ignorieren von Nachrichten scheint er also auch außerhalb der Ehe ein richtiger Profi zu sein.