Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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US-Präsident untermauert seine Einwanderungspolitik mit „Fake News”

#LastNightInSweden: Trump erfindet Terroranschlag

Um seine strikte Einwanderungspolitik zu verteidigen, führte Trump europäische Anschlagsziele auf: Brüssel, Nizza, Paris – und „etwas, das gestern in Schweden passierte“. Dabei war in Skandinavien gar nichts passiert - oder doch?

Es gab keinen Terroranschlag in Schweden

Bei einer Kundgebung in Florida zählte Präsident Trump am Wochenende all die terroristischen Anschläge der letzten Zeit auf, die sich in Europa zugetragen haben. Dies tat er, um seine restriktive Einwanderungspolitik zu verteidigen. Unter den Aufzählungen befanden sich nicht nur die Städte Paris und Berlin, sondern auch „etwas, das gestern in Schweden passiert ist“. Wohingegen seine Befürworter und Anhänger nickend und Zustimmend im Publikum standen, fragten sich ganz Schweden und der Rest der Welt, was der neue US-Präsident wohl meinte. Medien und Twitter-Nutzer reagierten prompt erstaunt und konterten auf Trumps erfundenen Anschlag mit ziemlich bissigen Kommentaren. Die schwedische Tageszeitung „Aftonbladet“ postete auf ihrer Online-Seite eine Nachricht mit dem Titel „This happened in Sweden Friday Night, Mr. President“. Darunter listeten die Redakteure der Zeitung Meldungen auf, die sich tatsächlich zugetragen hatten. Unter anderem: Die Sturmwarnung für Nordschweden, technische Probleme bei den Proben zu einem Musikwettbewerb und ein liebeskranker Elch, der im Garten von Ove Lindqvist einen hölzernen Elch begattete. Carl Bildt, der ehemalige schwedische Außenminister, schrieb in einem Tweet: "Schweden? Terroranschlag? Was hat der denn geraucht?". Andere Twitter-Nutzer machten sich mit dem Hashtag #LastNightInSweden über die Aussage des Präsidenten lustig und stellten zugleich richtig, dass man nicht alles glauben sollte, was der amtierende Präsident der Vereinigten Staaten von sich gibt. So wurden unter anderem Bilder der Romanfigur "Michel aus Lönneberga" gepostet, die den schwedischen Blondschopf als „Tatverdächtigen, der sich in seinem Schuppen verbarrikadiert“.
 

Trump erklärt seine umstrittene Aussage

"Seht, was in Deutschland passiert, seht, was letzte Nacht in Schweden passiert ist. Schweden, wer hätte das gedacht?“, rief Trump bei seiner Versammlung, die eher einem Wahlkampf glich, in Florida. „Schweden – sie haben ganz viele reingelassen, nun haben sie Probleme, die sie nie für möglich gehalten hätten", so Trump weiter. Jetzt hat der Präsident in einem Tweet erklärt, dass er sich in seiner Rede auf die Sendung „Tucker Carlson Tonight“ des US-Senders Fox News bezogen hätte, der über Einwanderung in Schweden berichtete. Von einer Entschuldigung oder Richtigstellung abermals keine Spur. Schweden hat dem Bericht der TV-Sendung nach im vergangenen Jahr mehr als 160.000 Asylsuchende aufgenommen, aber lediglich 500 hätten Arbeit gefunden. In der Sendung ist außerdem die Rede von einem Anstieg an Waffengewalt und Vergewaltigungen. Wie viel Wahrheit in dem Bericht steckt, hat die schwedische Regierung bis dato nicht direkt kommentiert. Allerdings äußerte sich die Sicherheitspolizei des Landes und stellt klar, dass sie keinen Anlass sehen, die Terrorwarnstufe in Norwegens Nachbarland zu erhöhen. Und auch die schwedische Botschaft reagierte mit Humor und antwortete auf Twitter, sie „würden die US-Regierung mit Vergnügen über die schwedische Einwanderungs- und Integrationspolitik informieren“.
 

„Fake-News“-Problematik

Mit seinen Aussagen setzt der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika nicht nur seine Angst-Politik fort, er verschlimmert auch seine Beziehungen zu den Medien weiter: Trump wirft Journalisten und Medien immer wieder vor, „Fake-News“ zu verbreiten - vor allem über ihn und seine Regierung. Er selbst sei hier „um die Wahrheit zu sprechen, die ganze Wahrheit, und nichts als die Wahrheit“, wie er in Florida verkündete. Mit seiner missverständlichen Schweden-Aussage passt das natürlich nicht zusammen. Erst vor zwei Wochen hatte Trumps Beraterin Kellyanne Conway auf ein „Massaker“ durch irakische Flüchtlinge in Bowling Green im US-Bundesstaat Kentucky verwiesen, das niemals stattgefunden hat. Wie es für Twitter-User üblich ist, reagierten sie auch auf diesen Fauxpas mit viel Sarkasmus. Ein Nutzer äußerte seine Angst davor, dass Trump demnächst die Satire-Seite „Der Postillon“ für sich entdecken könnte und dort veröffentlichte Ulk-News als echte und wahre Nachrichten verkaufen könnte.

Hier ein paar der witzigsten Reaktionen auf Trumps Aussage in Florida. Aufgeführt unter dem Hashtag #LastNightInSweden.
 

Und weils so schön ist, gibt es hier noch eine Nachricht der Schweden - an Donald Trump: