Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Ausrede gefällig?!

Reine Veranlagung: Warum wir gar nicht anders können, als uns das neueste iPhone zu kaufen

Wer geplant hat, sich das neue iPhone zu holen, handelt nicht aus freiem Willen - davon sind zumindest Wissenschaftler überzeugt.

Unsere Veranlagung ist schuld

Wenn wir einen Kauf tätigen, geschieht das aus diversen Gründen – meist natürlich nicht, weil wir die neue Errungenschaft wirklich benötigen, sondern weil wir es haben wollen. Das gilt nicht nur für neue Schuhe und tolle Kleidung, sondern auch für technische Geräte, wie das neueste Modell eines beliebten Smartphone-Herstellers. Denn: Wir können gar nicht anders, als in den nächsten Apple-Store zu spazieren und das teure Gerät zu kaufen - das haben Forscher nun herausgefunden. Bei jedem neuen Kauf spielen eine Menge versteckter Mechanismen im Gehirn eine Rolle. Von komplizierten Marketing-Strategien hin zu fest verankerten Gewohnheiten, hält uns nichts davon ab, das neueste Hightech-Teil zu kaufen. Im Gegenteil: Einige Wissenschaftler glauben, dass wir tatsächlich genetisch so veranlagt sind, dass wir immer die neuesten Produkte brauchen.

Ganz schön tricky
Eine entscheidende Rolle in unserem Verhalten spielt die sogenannte gewollte Produktalterung. Diese schlaue, industriell designte Strategie ermutigt Kunden, ihre Produkte zeitiger als nötig durch neuere zu ersetzen. Der Automobilkonzern General Motors soll die verkaufssteigernde Produktalterung bereits in den 20er-Jahren erfunden haben. Die hundertjährige Glühbirne zeigt als das Beispiel schlechthin, wie diese Strategie großer Konzerne funktioniert. Die Leuchte ist riesengroß, 115 Jahre alt, und brennt seit 1901 nonstop. Wenn dies möglich ist, warum brennt eine Standard-Glühbirne dann nur ein paar Jahre? Richtig – gewollte Produktalterung. Der Sinn hinter dieser kurzen Lebensdauer gewisser Produkte liegt ganz klar im Absatz dieser. Eine Glühbirne, die von drei Generationen verwendet werden kann, lässt kein Geld in die Kassen der Hersteller fließen. Etliche Unternehmen müssten somit die Insolvenz anmelden. Klingt logisch und nachvollziehbar. 

Warum funktioniert diese Masche?

Mit dem iPhone verhält es sich also ähnlich. Den Akku können Besitzer nicht selbst wechseln und Software-Updates sorgen für Störungsanfälligkeit oder eine Verlangsam des Smartphones. Um weiterhin alle Vorzüge eines Geräts genießen zu können, muss wohl oder übel bereits nach wenigen Jahren ein Werkneues Smartphone her. Die Wirtschaftsexpertin Rachel Botsman findet für das Käuferverhalten eindeutige Worte. Gegenüber der Internetplattform "Viral Thread" sagt sie: “Es ist kaum zu glauben, dass die Kunden sich nicht wehren und sagen, dass die gewollte Produktalterung absolut ungeheuerlich ist und ihnen nichts bringt“.

Altbekannt gleich langweilig
Unser Gehirn reagiert einfach positiver auf Neues, da uns Altbekanntes mit der Zeit langweilt. Deutsche Forscher wie Nico Bunzeck und Emrah Düzel haben herausgefunden, dass durch die Konfrontation mit Neuem das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet wird. Der Neurowissenschaftler Düzel erklärt gegenüber "Viral Thread": “Wenn wir etwas Neues sehen, hat dies den gleichen Effekt, als würden wir uns für etwas belohnen. Nur Dinge, die ganz neu für uns sind, aktivieren dieses Gebiet im mittleren Hirn und erhöhen die Ausschüttung des Dopamins“. Doch kann uns der Kauf des neuen iPhones wirklich glücklich machen? Hat das neue Gerät aus dem Hause Apple die ersten Kratzer abbekommen, scheint sich das Glücksgefühl über die technische Errungenschaft in Luft aufzulösen. So verhält es sich im Übrigen nicht nur mit technischen Gegenständen - jede Art von Kauf wird den Konsumenten nie auf Dauer, sondern nur für den Moment glücklich machen. Wenn also im Herbst wieder alle Appleaner vor die Stores dieser Welt pilgern, können sie wenigstens eines sagen: "Ich kann nichts dafür - das ist Veranlagung!"